Die Schulter bzw. der Arm verfügt über den größten „Verkehrsraum“ des Körpers. Beweglichkeit erfordert immer ein hohes Zentrierungsniveau aller beteiligten Strukturen – das ist der Preis. Hinzu kommt eine Besonderheit: der Schulterkopf findet seine Pfanne im Schulterblatt. Die Besonderheit besteht in dem mobilen Pfannenlager. Das Schulterblatt findet sein Gleitlager am hinteren Brustkorb. Hier sind also viele mobile Zusammenhänge miteinander verschaltet und voneinander abhängig. Das macht diesen Bereich so störanfällig. Es muss präzise und differnziert muskuläre Steuerungsarbeit geleistet werden.
Noch weiter empfindlich werden diese Strukturen durch die anatomischen Gegebenheiten. Im Übergang der Halswirbelsäule (seitlich) zur Schulter gibt es einen sogenannten „physiologischen Engpass“. Damit wird ein Muskel beschrieben, der die Halswirbelsäule mit dem Schulterbereich verbindet. Er hat zwei Bäuche. Durch die Mitte verläuft ein komplexes Nervenaufkommen, das den Armbereich versorgt. Auche eine Hauptarterie, die diesem Bereich Zufluss gibt. Wenn diese sogenannte Scalenuslücke verspannt ist, schwillt sie an und der Raum ist dicht. Nerven hassen Druck. Denn den können sie nicht regulieren. Genauso Zug (aber das ist ein anderes Thema). Symptome sind Kribbeln, Taubheitsgefühle der Finger, das Gefühl von Einschlafen der Finger. Hier muss differentialdiagnostisch unbedingt ein Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule gesichert abgeklärt sein!
Es gibt einen weiteren zu beachtenden Punkt. Es ist ein fließendes Zusammenspiel. Die erste Rippe ist anatomisch anders angebunden als ihre Kollegen. Sie ist in diesem engen Zusammenspiel von Übergängen sehr beweglich. Bei einer Blockierung verdichtet sie die Sröranfälligkeit in diesem empfindlichen Bereich. Denn ähnlich dem ISG ist sie eine Wetterecke. Wir sprechen in diesem komplexen Zusammenhang von einer Störung des Cervico-brachialen Übergangs. Also Halswirbelsäule Schulter/Armübergang. Jedes Rezept auf dem diese Diagnose steht, freut uns. Es bedeutet die Bestätigung der Komplexität dieses Geschehnisses. Auch hier ist etwas Geduld von Nöten. Ein häusliches, kleines tägliches Programm – plus unsere Inervention – auch bei schweren Befunden, wie „frozen shoulder“, können wir in unserer Praxis mit guten Erfolgen bilanzieren.
Egal was ihre Schulter uns anträgt. Wir sind im Bilde. Kommen sie zu uns und ihr Schulterstörfeuer wird ganz in Ruhe auseinanderdiffernziert und wieder belastbar gemacht.